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#Moral #spaltet. Und sie will es auch (merkt es aber nicht)
#Gütersloh, 30. Juni 2025
Die Gegenwart ist nicht nur moralisiert – sie ist vergiftet. Wer heute etwas sagt, das dem Kanon der selbsternannten Tugendwächter widerspricht, wird nicht kritisiert, sondern disqualifiziert. Es geht nicht mehr um #Argumente. Es geht um #Haltung. Um #Zugehörigkeit. Um moralische #Reinheit. Wer abweicht, fliegt.
Der Philosoph Karl #Popper warnte einst: »Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die #Hölle.« Genau das erleben wir gerade. Die neue #Moral beansprucht das Gute – für sich allein. Wer nicht mitmacht, ist automatisch böse. Und wo »gut« und »böse« nicht mehr verhandelbar sind, ist der #Diskurs tot.
Moral funktioniert binär: »gut« oder »böse«, #Freund oder #Feind. Dazwischen – nichts. Das ist bequem. Es erspart #Nachdenken. Aber es ist brandgefährlich. Denn wer den moralischen Alleinvertretungsanspruch erhebt, kann keinen Widerspruch ertragen. Und wer keinen #Widerspruch erträgt, wird autoritär – auch wenn er sich selbst als progressiv begreift.
#Nietzsche wusste: »Die moralischen Menschen sind nicht besser, nur gefährlicher als die unmoralischen.« Warum? Weil sie glauben, im Namen des Guten zu handeln – und sich selbst jeden Zweifel verbieten. Ihre #Feinde sind keine #Menschen, sondern Prinzipien des #Bösen. Deshalb wird nicht mehr diskutiert, sondern verurteilt, gelöscht, gecancelt.
Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die #Ethik – also das, was Moral ihren Kompass gäbe. Ethik denkt. Moral glaubt. Ethik fragt nach Begründungen. Moral schreit »Haltung!«. Ethik wägt ab. Moral schlägt zu.
Max Weber unterschied einst zwischen #Gesinnungsethik und #Verantwortungsethik. Die Gesinnungsethik fragt: »Handle ich im Einklang mit meinen Überzeugungen?« Die Verantwortungsethik fragt: »Was richte ich mit meinem Handeln an?« Der moralische #Furor unserer Zeit blendet die 2. Frage aus. Wer sich im Recht fühlt, darf alles.
Doch die Wirklichkeit ist komplex. Zwischen »richtig« und »falsch« liegt fast immer ein Feld von Zwischentönen. Adorno schrieb: »Es gibt kein richtiges Leben im falschen.« Heute könnte man ergänzen: Es gibt kein richtiges Denken im dogmatischen. Denn wo nur noch »das Richtige« erlaubt ist, wird Denken unmöglich.
Hannah #Arendt nannte das »Gedankenlosigkeit« – und meinte damit nicht #Dummheit, sondern die freiwillige Auslagerung des eigenen #Urteilsvermögens an #ideologische #Systeme. Wer heute reflexartig moralisiert, statt zu differenzieren, denkt nicht – er gehorcht.
Peter #Sloterdijk nannte #Moral »die Droge der #Ohnmächtigen«. Das ist hart, aber treffend. Wer selbst nichts verändern kann, verändert wenigstens die #Sprache – und nennt das #Widerstand. Doch Worte sind kein Ersatz für Urteilskraft. Und #Empörung keine #Tugend.
In Wahrheit ist #Moralisierung oft ein Machtspiel. Sie dient der sozialen Kontrolle – nicht der #Gerechtigkeit. Wer abweicht, wird geächtet, nicht gehört. Die neue Moral duldet keine Alternative, weil sie keine Auseinandersetzung sucht, sondern Unterwerfung. So wird aus Vielfalt Gleichschritt. Und aus #Diskurs #Zensur.
Was wir brauchen, ist keine neue Moral, sondern mehr #Ethik. Mehr #Nachdenken, weniger #Empörung. Mehr #Argumente, weniger #Attitüde. Mehr Widerspruch – auch gegen das eigene Lager. Denn eine Gesellschaft, die sich nur noch moralisch selbstbestätigt, verlernt das Streiten. Und wer das #Streiten verlernt, landet im #Totalitären.
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