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KWS Lecture: Im Zeitalter des Moralismus ist Mobbing Legion

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#Gütersloh, 12. Juli 2025

Wir leben in einem Zeitalter der moralischen Überhitzung. Der Moralismus, verstanden als die hypertrophe Steigerung moralischer Kategorien über politische, juristische oder rationale Erwägungen hinaus, prägt zunehmend das gesellschaftliche #Klima. In dieser Atmosphäre wächst der Druck zur #Konformität, zur demonstrativen Haltung, zur ritualisierten #Distanzierung von allem, was außerhalb des moralisch akzeptierten Spektrums liegt. Abweichung wird nicht diskutiert, sondern sanktioniert. Wer Fragen stellt, wird selbst zur Frage. Wer widerspricht, wird Ziel. Und so wird #Mobbing zur sozialen Funktion – zur Räson im Dienst einer »höheren Moral«.

#sychologie der Massen

Bereits Gustave Le Bon erkannte in seinem Werk »Psychologie der Massen« (1895), dass Gruppen – insbesondere Massen – zu irrationalem Verhalten neigen. Die Individualität des Einzelnen löst sich in der Masse auf, das kritische Denken weicht emotionalen Reflexen. Die Masse agiert nicht vernunftgeleitet, sondern affektgesteuert: »Die Masse denkt nicht, sie fühlt.« Wer Teil der #Masse ist, erlebt ein gesteigertes Gefühl der #Macht, aber auch eine dramatisch reduzierte Hemmschwelle gegenüber aggressivem Verhalten.

In moralistisch aufgeladenen Gruppen steigert sich dieser Effekt. Hier entsteht eine Dynamik, in der die moralische Erregung das Denken ersetzt. Das »Wir« wird zum Hort des Guten, das »Andere« zur Bedrohung. #Abweichler werden zu #Feinden stilisiert, zum moralischen Abschaum – unabhängig von Kontext oder Intention. Der öffentliche Pranger ist heute digitalisiert, aber die Mechanik ist dieselbe wie zu Zeiten der Inquisition: die Entmenschlichung des Anderen legitimiert seine Verfolgung.

#Gruppenpsychologie und Mobbing

Die Sozialpsychologie hat diesen Prozess vielfach untersucht. Besonders eindrücklich ist das Konzept der »Groupthink« Dynamik (Irving Janis, 1972): In stark kohäsiven #Gruppen entsteht ein #Konsensdruck, der zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führt. Abweichende Meinungen werden nicht mehr als konstruktive Kritik, sondern als Verrat wahrgenommen. Die Gruppe schottet sich ab, rechtfertigt ihr Handeln intern moralisch – und verliert dabei jede Korrekturfähigkeit.

Mobbing ist in diesem Kontext kein Ausrutscher, sondern struktureller Bestandteil der Dynamik. Die Gruppe sichert ihren moralischen Zusammenhalt, indem sie einen Außenseiter definiert – und ihn systematisch abwertet. Das ist nicht etwa pathologisch, sondern funktional. Es dient der Selbstvergewisserung. Der moralische Eifer rechtfertigt jede Grenzüberschreitung.

Die #Heringsschwarm #Parabel

Gütsel hat diese Dynamik in der »Heringsschwarm Parabel« pointiert beschrieben: Ein einzelner Hering verlässt den Schwarm, um neue Wege zu erkunden. Der Schwarm aber nimmt das als #Bedrohung wahr und kehrt sich geschlossen gegen den Abweichler. Nicht weil dieser gefährlich wäre, sondern weil seine Abweichung den Status quo in Frage stellt. Der Ausschluss, das Mobbing, ist nicht Ausdruck persönlicher Bosheit – sondern kollektiver Selbststabilisierung.

In einer moralisierten Gesellschaft, in der Gruppen sich über »Haltung« definieren, wird der Akt des Ausschlusses zur Tugend. Die Sanktionierung von Abweichung ist nicht mehr bloß soziale Kontrolle, sondern ein Akt der Selbsterhebung. Das Opfer des Mobbings wird gebraucht, um das moralische Selbstbild der Gruppe aufrechtzuerhalten.

Schwarmintelligenz, Hering, Antihering und Chefhering

Wissenschaftliche Fundierung

Diesen Zusammenhang belegen zahlreiche Studien. Die Arbeiten von René Girard etwa (»La violence et le sacré«, 1972) zeigen, wie Gesellschaften ihre Spannungen durch Sündenbockmechanismen entladen. Girard argumentiert, dass soziale Gruppen zur Gewalt gegen einen Einzelnen greifen, um interne Konflikte zu externalisieren. Auch sozialpsychologische Studien wie die #Stanford #Prison Experimente (Zimbardo, 1971) und die #Milgram #Experimente (1961) zeigen, wie schnell Menschen unter Gruppendruck bereit sind, andere zu schikanieren oder zu schädigen – wenn sie sich dabei moralisch im Recht fühlen.

Mobbing in moralistischen Kontexten ist also kein individuelles Fehlverhalten, sondern kollektive Praxis. Die Täter sehen sich nicht als Täter, sondern als Verteidiger des Guten. Der moralische Diskurs wird zur Legitimationsmaschine für Gewalt in anderer Gestalt: nicht körperlich, sondern sozial, kommunikativ, existenziell.

Im Zeitalter des Moralismus wird Mobbing zur Methode. Es ist kein Ausrutscher, keine Perversion, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen Logik, die auf Zugehörigkeit durch #Ausschluss basiert. Der Kampf um Moral gerinnt zum Ritual der #Ausgrenzung. Der Preis ist hoch: menschliche #Würde, Debattenkultur, offene Gesellschaft. Wer nicht mitmarschiert, wird zertrampelt – nicht trotz, sondern wegen der Moral.

Was bleibt, ist die Notwendigkeit der Kritik – nicht an Moral, sondern an ihrem #Missbrauch. Denn wo Moral zur Waffe wird, geht das #Menschliche verloren.

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