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Gütersloh – Debatte um Kultur im Oktober 2025
#Gütersloh, 7. Oktober 2025
In einem Interview mit #WDR 3 sagte der aktuelle, womöglich letzte #Kulturdezernent von Gütersloh, dem Vernehmen nach, es sei »möglicherweise nicht gerade die klügste Entscheidung, bei so einem ausfüllenden Amt wie dem des Bürgermeisters noch zusätzlich die Kultur zu übernehmen. Damit wird möglicherweise auch suggeriert, Kultur ist ja nur so ein kleines Aperçu, das kann man quasi nebenbei machen.«
Das ist freilich seine Lesart des Vorhabens des Bürgermeisters, das Dezernat zu streichen. Eine andere #Lesart wäre diese: Kultur – im Sinne von Kunst – bedarf keiner Verwaltung, keiner Steuerung, keines Dezernats und keiner Regierung. Sie braucht größtmögliche Freiheit, Autonomie – und, im Politiksprech, Subsidiarität.
Demnach täte der Bürgermeister genau das Richtige, wenn er das Kulturdezernat tatsächlich auflöste – nicht aus Desinteresse, sondern aus Respekt. Denn Kunst ist kein verwaltbarer Zustand, sondern eine Haltung. Sie entsteht dort, wo man ihr Raum lässt.
Die Aufgabe der Verwaltung bestünde dann darin, Mittel gerecht zu verteilen, Strukturen zu öffnen, Begegnungen zu ermöglichen – nicht darin, Programme zu definieren oder Geschmäcker zu kuratieren. Eine Stadt, die Kultur ernstnimmt, vertraut ihrer Szene. Sie organisiert sie nicht durch, sondern lässt sie wachsen.
Wenn man das Prinzip der Subsidiarität ernstnimmt – also die Überzeugung, dass Aufgaben dort am besten erfüllt werden, wo sie unmittelbar entstehen –, dann wäre der Schritt, das Kulturdezernat abzuschaffen, kein Zeichen von Rückzug, sondern eines von Weitsicht.
Vielleicht also täte der Bürgermeister, bewusst oder unbewusst, tatsächlich das Richtige: Er überlässt die Kultur sich selbst – und damit den Menschen, denen sie gehört.
Was indes das sogenannte »Kulturamt« unterlassen könnte, ist die Praxis, sich so zu verhalten, als hätten die Künstler – im Neusprech »Kulturschaffende« – eine #Holschuld. Als müssten sie sich für #Aufmerksamkeit, #Förderung oder #Anerkennung erst bewerben, als seien sie Bittsteller in eigener Sache.
Wenn überhaupt, dann hat die Verwaltung eine Bringschuld: Sie müsste von sich aus auf Akteure zugehen, Projekte wahrnehmen, Initiativen kennenlernen – Kunst aufsuchen statt abwarten. Der öffentliche Dienst in der Kultur sollte sich seinem Namen entsprechend verstehen: als Dienst am öffentlichen Raum des Denkens, der Kreativität, der Freiheit.
Das alles geht freilich schwerlich vom Schreibtisch aus. Wer Kultur gestalten will, muss sie erleben, spüren, verstehen. Er oder sie muss sich bewegen – nicht nur in Aktenordnern, sondern in Ateliers, auf Bühnen, in Räumen, die noch keine Form haben.
Und: Man darf sich keinesfalls auf bestimmte Genres fixieren. Kultur ist mehr als Hip Hop Workshops und Malwettbewerbe. Gerade die #Literatur führt aus Sicht der Verwaltung offenbar ein Schattendasein – ein Indiz dafür, dass künstlerische Vielfalt häufig durch institutionelle Routinen verengt wird. Eine lebendige Kulturpolitik müsste stattdessen das Gesamtspektrum menschlicher Ausdrucksformen sehen: #Musik, #Theater, #Sprache, #Bild, #Raum, #Idee – alles gleichwertig, alles potenziell bedeutend.
Ebenfalls problematisch ist, wenn die Stadtverwaltung selbst beginnt, als kultureller Akteur aufzutreten – eigene Bücher herausgibt, eigene Ausstellungen »erfindet« und ihre eigenen Projekte fördert. Wenn eine Verwaltung etwa ein #Kochbuch veröffentlicht (über einen »externen Verlag«), dann verwischt sie die Grenze zwischen öffentlicher Verantwortung und kultureller Selbstinszenierung.
#Kulturpolitik darf nicht zum Selbstvermarktungsinstrument der Verwaltung werden. Denn wer fördert, darf nicht zugleich produzieren – sonst wird aus Kulturförderung #Kulturkontrolle. Und das ist das Gegenteil von #Freiheit.
Vielleicht wäre genau das der kulturelle Fortschritt, den Gütersloh braucht: weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. Weniger Struktur, mehr Substanz. Weniger Verwaltung, mehr Begegnung.
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