Michael Haubold als Olaf Schubert (2021). KI erweitert. Foto: Stefan Brending (»2eight«, Creative Commons BY SA 3.0, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Olaf #Schubert und die #Dialektik der Dummheit
#Gütersloh, 12. Oktober 2025
Über die #Kunst des getarnten Denkens
Wer Olaf Schubert zum 1. Mal sieht, denkt vielleicht: ein unbeholfener Mann im #Strickpulli, irgendwo zwischen #Oberstudienrat und #Vereinsredner. Er redet fahrig, zögert, wiederholt sich. Er sagt Dinge, die »man ja wohl noch sagen darf« – und genau da beginnt die Kunst. Denn kaum jemand im deutschen Sprachraum spielt die Figur des Naiven so präzise, so kontrolliert und so philosophisch wie er. Schubert tut dumm, um Denken zu provozieren.
1. Die Maske der Ahnungslosigkeit
Seine #Figur ist ein #Tarnanzug. Sie erlaubt ihm, Tabus zu berühren, ohne den moralischen Schutzschirm zu verlieren: »Ich hab’s ja nicht so gemeint.« Doch genau in dieser vermeintlichen Harmlosigkeit liegt das #Gift – und die #Erkenntnis. Er sagt das Unsagbare, indem er so tut, als wisse er nicht, warum es #unsagbar ist. Damit zwingt er das Publikum, die Arbeit selbst zu machen: zu urteilen, zu sortieren, zu hinterfragen.
Ein Beispiel: »Schaust du eigentlich auch #Frauenfußball?« »Mmm … ähm … ja, also so direkt jetzt nicht … ist das nicht demnächst da … ähm … bei den Paralympics?«
Das ist brutal überzeichnet – aber es funktioniert, weil es nicht als Angriff formuliert ist, sondern als geistige #Entgleisung. Wir lachen – nicht, weil wir zustimmen, sondern weil wir die Denkweise wiedererkennen. Schubert hält uns den Spiegel hin, und der Spiegel spricht #Sächsisch.
2. Die Logik des gestolperten Satzes
Seine Sprache ist kein Zufall. Das Stammeln, das »ähm«, das ständige Korrigieren – das ist rhetorische Präzision. Er imitiert den Denkfluss eines Menschen, der sich beim Reden in Widersprüche verstrickt, weil er die eigenen Vorurteile spürt, aber sie nicht kontrollieren kann. In dieser Sprachform steckt die ganze Absurdität gesellschaftlicher Selbstgespräche: Wir reden uns die Welt schön, verheddern uns, und nennen es dann Meinung. Schubert zeigt das, ohne es auszusprechen.
Er ist nicht der #Komiker, der über #Dummheit lacht – er ist der, der Dummheit performt, um sie durchschaubar zu machen. Das ist feine dialektische Kunst: Die Form ist Dummheit, der Inhalt ist #Intelligenz.
3. Ironie als Erkenntnismethode
Schubert funktioniert auf einer #Metaebene. Er verkörpert den typischen Vertreter des »gesunden Menschenverstands«, um dessen #Paradoxien sichtbar zu machen. Er redet sich in moralische Sackgassen, aus denen es keinen Ausweg gibt, und genau das ist die #Pointe: #Moral, wenn sie ohne #Denken funktioniert, führt immer ins #Absurde.
Sein #Humor ist also nicht simpel, sondern erkenntnistheoretisch: Er zeigt, dass Erkenntnis oft erst im Missverständnis entsteht. Das Publikum lacht, verstummt kurz – und denkt nach. Er erzeugt jene Sekunde, in der das Lachen in Einsicht kippt.
4. Die Dialektik der Dummheit
Die eigentliche Leistung Schuberts ist, dass er Dummheit als dialektisches Werkzeug benutzt. Er führt uns vor, dass Dummheit kein Mangel an Wissen ist, sondern ein Übermaß an Gewissheit. Seine Figur ist überzeugt, vernünftig zu sein – gerade das macht sie komisch und tragisch zugleich. Und genau darin liegt das Philosophische: Die Dummheit weiß nichts, aber glaubt alles. Die Klugheit weiß, dass sie nichts weiß.
In dieser Umkehrung steckt fast sokratische Präzision. Schubert ist ein Sokrates im Wollpulli, der die #Aporie ins #Kabarett verlegt. Er fragt naiv, und wer lacht, hat schon verloren – denn das Lachen ist das Geständnis, dass man selbst so denkt.
5. Die moralische #Pointe
Hinter aller Ironie steht bei ihm eine echte ethische Haltung. Er spielt nicht, um zu verletzen, sondern um Bewusstsein zu erzeugen. Er nimmt das Publikum ernst – so ernst, dass er ihm die Wahrheit nicht direkt sagt, sondern sie im Lachen versteckt. Das ist vielleicht die eleganteste Form von Aufklärung: Er zwingt uns, über Dinge zu lachen, über die man eigentlich nicht lachen kann, um sie danach endlich zu verstehen.
Man könnte sagen: Olaf Schubert ist kein Witzbold, sondern ein dialektischer #Pädagoge. Er erklärt die Welt, indem er sie falsch erklärt.
6. Die paradoxale Freiheit
In einer Zeit, in der alles moralisch kommentiert und jede Ironie sofort gedeutet wird, ist Schuberts Methode fast schon subversiv. Er lässt #Ambiguität zu. Er zwingt uns, selbst zu deuten, zu denken, zu entscheiden. Und vielleicht ist das seine größte Leistung: Er gibt dem Publikum kurz die Freiheit zurück, sich nicht sicher zu sein.
Olaf Schubert ist kein »komischer Vogel«, sondern ein philosophischer Stratege. Seine vermeintliche Trotteligkeit ist eine hochintelligente Maske, hinter der sich eine präzise Gesellschaftsanalyse verbirgt. Er spielt Dummheit wie ein Instrument, um Erkenntnis zu erzeugen. Sein #Witz ist nicht das Ende des Denkens – sondern sein Anfang. Er sagt nicht die #Wahrheit. Er zeigt, wie schwer es ist, sie zu sagen.
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